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von Pressenza Berlin

ethecon Stiftung Ethik & Ökonomie erklärt sich mit allen solidarisch, die am 13. Jahrestag der Katastrophe von Fukushima, den Protest gegen den verantwortungslosen Umgang der Verantwortlichen bei TEPCO und der Regierung mit der Fukushima-Katastrophe sowie den Widerstand gegen Atomenergie auf die Straße bringen. 

Atomenergie ist gefährlich, teuer und unkalkulierbar!

Die Atomkatastrophe von Fukushima hat – wie zuvor bereits der Atom-GAU in Tschernobyl –gezeigt, was passieren kann, wenn wir uns nicht von Atomenergie lösen: evakuierte und unbewohnbare Regionen, erkrankte Menschen, weltweite radioaktive Verseuchung und Kosten in Milliardenhöhe. Noch immer können mehr als 27.000 Menschen in der Präfektur Fukushima nicht nach Hause zurückkehren. Noch ist unklar wohin mit Millionen und Millionen gelagerten Tonnen atomar verseuchter Erde und Wasser.

Der Atomausstieg wird uns nicht geschenkt! Wir müssen ihn erkämpfen, denn mit Atomenergie lassen sich außerordentlich gute Profite machen.

Atomenergie ist kein Klimaretter!

Bereits im Vorfeld der COP28 Klimakonferenz in Dubai hat die Atom-Lobby versucht, Atomkraft als unverzichtbare Klimaretterin zu etablieren. Dabei wurden nicht nur Gefahren und Risiken bagatellisiert, es wurde auch verschwiegen, dass Atomenergie im Vergleich zu Solar-, Wasser- und Windkraft entlang der gesamten Wertschöpfungskette vom Uranabbau bis zur Brennelementproduktion ein Mehrfaches an klimaschädlichem CO2 produziert. Die Emissionen durch eine über Jahrtausende hinweg notwendige Endlagerung kommen noch dazu.

Atomenergie ist Voraussetzung der Atombombe!

Aktuell wird in Europa sogar über die EU-Atombombe diskutiert. Die deutsche Vizepräsidentin des EU-Parlaments Katarina Barley schlug diesen skandalösen Schritt vor, um unabhängig von US amerikanischen Atomwaffen zu sein.

Doch eins ist klar: Atomwaffen können niemals Menschen schützen, sie stellen eine enorme Gefahr für unsere Lebensgrundlage und Generationen von Menschen dar.

TEPCO ist verantwortlich für die Katastrophe in Fukushima!

Der GAU in Fukushima im Jahr 2011 mit allen Opfern und Folgen war und ist schrecklicher Höhepunkt des Einsatzes von Atomenergie. Und ein Höhepunkt der Verbrechen des für Fukushima verantwortlichen TEPCO-Konzerns im Bündnis mit Staat und Politik (in Japan „Atomdorf“ genannt). Sowohl das Ausmaß der Katastrophe als auch der Charakter des menschenverachtenden Handelns der Verantwortlichen bei TEPCO und in der Regierung wurde 2023 erneut deutlich, als sie die Verklappung der radioaktiv verseuchten TEPCO-Abwässer in den Pazifik trotz aller weltweiten Proteste starteten und bis heute durchführen.

Bereits im Jahr 2011 hat ethecon Stiftung Ethik & Ökonomie die Verantwortlichen und Großaktionär*innen von TEPCO mit dem Internationalen ethecon Dead Planet Award an den internationalen Pranger gestellt. In der heißt es: „… Verantwortlich für Entscheidungen und Handeln des TEPCO-Konzerns sind die Großaktionär*innen und das leitende Management. Auf deren Konto gehen der Ruin der menschlichen Gesundheit und die Zerstörung der Umwelt im großen Stil, ja selbst der Tod vieler Menschen. Sie stellen nicht nur eine Gefahr für den Frieden und die Menschenrechte dar, sondern auch für die Demokratie, die Ökologie und die Menschheit insgesamt. Sie handeln zum Vorteil persönlicher Macht und privater Bereicherung. Im Namen der Profite treten Sie Moral und Ethik mit Füßen und nehmen den Untergang der Erde als ‚Schwarzer Planet‘ in Kauf.“

Anlässlich der Proteste zum 13. Jahrestag von Fukushima bekräftigt ethecon die mit dem Internationalen Dead Planet Award 2011 verbunden Forderungen:

  • Sofortiger Ausstieg aus der Atomenergie!
  • Vergesellschaftung des TEPCO-Konzerns unter wahrhaft demokratischer Kontrolle!
  • Umfassende Haftung von Vorstand, Aufsichtsrat und Großaktionär*innen von TEPCO unter Einbeziehung des Privatvermögens für alle von TEPCO verursachten Schäden an Mensch und Umwelt in aller Welt!
  • Juristische Bestrafung von Vorstand, Aufsichtsrat und Großaktionär*innen von TEPCO für die vom Konzern begangenen Verbrechen gegen Mensch und Umwelt!

In ehrendem Andenken und trauervollem Respekt verneigen wir uns vor allen Opfern der TEPCO-Verbrechen. Euch allen, die ihr gegen die Verbrechen des TEPCO-Konzerns kämpft, unsere solidarischen Grüße!

Ihr müsst wissen, in aller Welt sind die Gegner von Kapital-Willkür und Profit-Verbrechen stolz auf Euch und stehen an Eurer Seite gegen die Macht des Kapitals und der Konzerne. Wir kämpfen gemeinsam gegen diese Verbrechen in Japan, Deutschland, sonst in aller Welt und neuerdings auch im Weltall! Unsere Stärke ist unsere Solidarität.

Unsere gemeinsame Losung lautet:
Sie werden nicht durchkommen!
No pasaran!
ノー・パスラン

 

von Thomas Stalder

Hunderttausende Liter kontaminiertes Wasser müssen entsorgt werden. Teilweise wird es jetzt ins Meer abgelassen.

Darum geht es: Am 11. März 2011 ereignete sich ein Erdbeben der Stärke 9.1 vor der Ostküste der japanischen Insel Honshu. Folge: Ein riesiger Tsunami rollte auf die japanische Ostküste zu. Die teils mehrere Meter hohe Wasserwalze sorgte für immense Zerstörung und forderte insgesamt über 20'000 Menschenleben. Die dort 14 Meter hohe Wassermauer beschädigte auch das Atomkraftwerk Fukushima Daiichi, dessen sechs Atomreaktoren unmittelbar an der Meeresküste stehen. Die Kühlung fiel aus, es kam zur Kernschmelze in mehreren der Reaktoren. Auch jetzt noch, 13 Jahre nach der Atomkatastrophe, beschäftigen die Altlasten Behörden und Betreibergesellschaft.

Baustelle Fukushima: Heute reiht sich auf dem AKW-Gelände Tank an Tank. Darin lagern rund 1.3 Millionen Tonnen kontaminiertes Wasser aus dem lecken Kühlsystem der Reaktoren. Das Wasser ist zwar gereinigt, enthält jedoch noch immer radioaktives Tritium, das sich nicht mehr herausfiltern lässt. Da der Platz knapp ist, lässt die AKW-Betreiberin Tepco seit letztem Jahr etappenweise tritiumhaltiges Wasser ins Meer – bis Ende März werden es insgesamt rund 31'200m³ sein. Innert der kommenden zwölf Monate sollen weitere 54’600m³ dazukommen.

Bergung der Brennstäbe: Die eigentliche Herausforderung ist die Bergung der geschmolzenen Brennstäbe in den Reaktoren 1 bis 3. Da dort die Strahlung tödlich ist, soll es ferngesteuert geschehen. Geplant war, dass Spezialisten diesen März mit der Testentnahme im Reaktor 2 beginnen. Doch wegen der Corona-Pandemie konnten laut Tepco ein spezieller Roboter-Arm und die dazugehörigen Experten aus Grossbritannien erst verspätet nach Japan reisen. Auch versperrten Trümmer einen Bereich des Tunnels, in dem der Roboter-Arm hätte eingesetzt werden sollen. Tepco hat daher das Verfahren angepasst und die Tests auf nächsten Oktober verschoben.

Lager für verstrahlte Erde: Die meisten verstrahlten Gebiete in Fukushima sind inzwischen dekontaminiert. Die betroffenen Häuser und Bäume wurden gewaschen, die oberste Schicht der Erde von Feldern und Gärten abgetragen, insgesamt rund 14 Millionen Kubikmeter Material. Der grösste Teil davon lagert in einem Zwischenlager gleich beim AKW. Das Lager kann aber nur bis 2045 betrieben werden. Dann muss der verstrahlte Abfall ausserhalb der Provinz Fukushima gelagert werden, so verlangt es das Gesetz.

Kaum Rückkehrende: In der Region unmittelbar beim AKW stehen noch immer verlassene und zerfallende Häuser, gleich daneben zieren neue Gebäude und Strassen auf den dekontaminierten Grundstücken die Gegend. So etwa in Futaba, einer der beiden Standortgemeinden des AKWs. Die Regierung versucht, mit Subventionen Gewerbe anzulocken. In einem neuen Café arbeitet Shiho Suzuki.

Die 19-Jährige ist wegen der Arbeit hierhergezogen. Angst vor der radioaktiven Strahlung hat sie nicht: «Ich denke, es ist hier ungefährlich. Klar, es gibt keine völlige Garantie, dass es nicht erneut zu einer Explosion kommen könnte. Trotzdem denke ich, dass wir hier sicher leben können.» Suzuki glaubt an eine positive Zukunft für Futaba. Doch der Wiederaufbau braucht Zeit. Vor dem Beben und Tsunami am 11. März 2011 lebten rund 7000 Personen in der Gemeinde, heute sind es erst gut 100.

von: Westrup

12 Jahre lang war sie das Gesicht des Regierungspräsidiums in Freiburg: Am 1. April ist Schluss. Kein Aprilscherz, sondern Realität. Bärbel Schäfer verabschiedet sich in den Ruhestand. Die 66-Jährige kehrt der Behörde mit fast 2.000 Mitarbeitenden den Rücken zu und bricht zu neuen Ufern auf. Ein Blick zurück zu ihren Herzensanliegen, wie zum Beispiel der Abschaltung des AKW Fessenheim oder dem Ausbau der Windkraft im Regierungsbezirk Freiburg und ein Blick nach vorne zu den neuen Herausforderungen, wie der Kandidatur für den Freiburger Gemeinderat.

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/suedbaden/freiburgs-regierungspraesidentin-baerbel-schaefer-ueber-die-fessenheim-abschaltung-100.html?mediaId=3a95bd2a-3fff-3370-ba59-3f74a02c5aa4&

 

Menschenkette «Wir zeigen der Atomkraft die rote Karte» 12.3.2024, 12h STRASBURG vor dem Europaparlament

Eine Information der französischen Organisation chainehumaine.fr, die wir gerne weiter leiten ....
Im Rahmen der bevorstehenden Europawahlen und des Gedenkens an die endlose Katastrophe von Fukushima (11. März 2011) fordern wir die Kandidaten auf,
sich kompromisslos für eine europäische Wende hin zu erneuerbaren Energien und für eine grüne Taxonomie ohne Greenwashing und Atomenergie einzusetzen.
Angesichts des Klimawandels, Auswirkungen und Anfälligkeit in Europa : Die globale Erwärmung, Wassermangel, Kriege um Ressourcen und Konflikte in der Landwirtschaft zeigen, dass es keine nationalen Lösungen gibt.

Europa ist ein Zusammenschluss von Mitgliedstaaten, die eine enorme Verantwortung in der internationalen Landschaft tragen. Als Kandidaten tragen Sie Verantwortung.
Wir fordern Sie auf, sich dem Lobbyismus der multinationalen Konzerne zu widersetzen und klare Entscheidungen für die Zukunft unseres Planeten zu treffen.

Wir fordern Sie auf, den veralteten EURATOM-Vertrag abzuschaffen und für einen Vertrag zur Entwicklung erneuerbarer Energien zu stimmen.

Schließen Sie sich uns an um 12 h vor dem Parlament
Wir rufen zu einer Menschenkette am 12.3.2024 12h -14h vor dem EU Parlament auf .

Infos und Quelle:http://www.chainehumaine.fr/nosactions/chaine-humaine-12-3-2024-12-h-strasbourg-devant-le-parlement-europeen/

Donnerstag, 29 Februar 2024 20:30

Umweltschützer Jean-Jacques Rettig gestorben

von Axel Mayer

Mon ami, l'Alsacien Jean-Jacques Rettig (Le texte français)

Am Montag, 19.2.2024 ist eine der wichtigsten Persönlichkeiten der elsässischen Umweltbewegung, Jean-Jacques Rettig aus Freconrupt, gestorben. Aus Wunsch der Familie wird er im kleinen Familienkreis beerdigt. Eine größere Trauerfeier ist für den Sommer geplant.

Mein Freund, der Elsässer Jean-Jacques Rettig, Jahrgang 1937, war gemeinsam mit Solange und Michel Fernex eine der großen Persönlichkeiten der elsässischen Umwelt- und Antiatomkraftbewegung.  Der frühere Realschullehrer war schon 1974 bei der Bauplatzbesetzung gegen das Chemiewerk im elsässischen Marckolsheim dabei und auch beim Protest gegen das AKW in Wyhl stand er an vorderster Stelle. Am 17. Juli 1970, nachdem der erste Artikel in der "Derniere Nouvelle d'Alsace" über das AKW Fessenheim erschien, hat er mit drei Familien eine Bürgerinitiative gegründet. 1971 waren es schon 1500 Menschen, darunter 150 Deutsche. Vier Jahre später waren 15 000 dabei. Jean-Jacques war seit über 50 Jahren aktiv und er war "nicht nur" AKW-Gegner und Umweltschützer. Er war auch ein großer, engagierter Europäer und Humanist. Seit den frühen ökologischen Konflikten am Oberrhein hat er sich für das grenzenlose Europa der Menschen engagiert.

Ich erinnere mich an unsere wichtigste, gemeinsame, nirgends journalistisch verwertete Presseerklärung aus dem Jahr 2007. Gemeinsam hatten wir die sehr konkreten Pläne des damaligen französischen Präsidenten Sarkozy kritisiert, französische AKW an Präsident Gaddafi in Libyen zu exportieren. Eine Katastrophe für die Menschheit ist jedes neue Land, das mithilfe der sogenannten friedlichen Nutzung der Atomenergie zum Atomwaffenstaat wird. Es wäre schrecklich, wenn heute im Bürgerkriegsland Libyen französische AKW stünden und die Bürgerkriegsparteien Zugang zu Atomkraftwaffen und schmutzigen Bomben hätten.

Als Jean-Jacques Rettig 1974 die Bauplatzbesetzung gegen ein extrem umweltverschmutzendes Bleiwerk nach Marckolsheim  mit organisierte, war in Frankreich und Deutschland noch die Zeit der „guten, alten, offenen“ und vor allem sichtbaren Umweltzerstörung und Umweltvergiftung. Flüsse waren stinkende Kloaken, Kinder in der Umgebung von Verbrennungsanlagen litten an Pseudokrupp, in der Umgebung von Bleichemiewerken starben die Kühe an Bleivergiftung. Der Schweizer Atommüll wurde damals noch im Meer versenkt. Es war die unkritisch-technikbesoffene Nachkriegszeit, in der, trotz des Konzernwissens um die Gefahren, noch hemmungslos Asbest verbaut wurde.

Heute, 50 Jahre nach diesen ersten Konflikten, sind Luft und Wasser sauberer geworden. In unseren Bächen kann wieder gebadet werden. Das Atomkraftwerk in Fessenheim wurde endlich abgeschaltet. Strom aus Wind und Sonne ist um ein Vielfaches kostengünstiger als Strom aus neuen Atomkraftwerken.
Diese Erfolge für Mensch, Natur und Umwelt sind nicht vom Himmel gefallen. Wir haben sie Menschen wie Jean-Jacques Rettig zu verdanken.

In diesen Tagen der Trauer demonstrieren junge und alte Menschen mit Fridays for Future für eine nachhaltige, bessere Welt. Sie tragen sein Werk und Engagement weiter.

Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein, (Alt-)BUND Geschäftsführer, TRAS Vorstand

(kennt Jean Jacques seit der Bauplatzbesetzung 1974 in Marckolsheim)

von Axel Mayer

2024 / Broken Arrows: Atomwaffen-Unfälle & Beinah-Katastrophen / Knapp daneben: Britische Test-Atomrakete versenkt beinahe britisches Atom-U-Boot
Knapp daneben: Britische Test-Atomrakete versenkt beinahe britisches Atom-U-Boot


Die Liste von Unfällen und Beinahe-Katastrophen mit Atomwaffen, Atom-U-Booten und fehlerhaften Warnsystemen ist in allen Atomwaffenstaaten erschreckend lang und unvollständig. Allein die USA "vermissen" aktuell immer noch mindestens acht voll explosionsfähige, verlorene Bomben. Sogenannte Broken Arrow-Vorfälle führten in den USA, in Spanien und Grönland zu massiven radioaktiven Verseuchungen. Die USA geben 32 solcher schweren Unfälle bis 1980 öffentlich zu. Eine inoffizielle Liste spricht von über 1.000. Die tatsächliche Zahl an Bränden, Fehlzündungen oder Abstürzen atomar bestückter Flieger/Flugzeuge dürfte weit größer sein. Im Jahr 1980 stand die Welt „Zwanzig Minuten am Rand eines Atomkriegs“. Ein fehlerhafter Computer hatte verrückt gespielt und einen sowjetischen Angriff gemeldet. 20 Minuten dauerte es, bis alle Atombomber-Triebwerke wieder abgestellt, bis die Raketen-Mannschaften wieder auf normale Alarmbereitschaft zurückbeordert waren.

Am 30.1.2024 stürzte jetzt eine Test-Atomrakete ab und verfehlte das abfeuernde britisches Atom-U-Boot um wenige Meter. Im U-Boot, der HMS Vanguard, hielt sich zu diesem Zeitpunkt der britische Verteidigungsminister Shapps und der Chef der britischen Kriegsmarine, Admiral Sir Ben Key auf. Zum Glück waren die atomaren Sprengköpfe der 58 Tonnen schweren Rakete nur Attrappe. Aber das Ganze hätte leicht das Atom-U-Boot versenken können. Neben einem hoch radioaktiven Druckwasserreaktor verfügt das U-Boot über 16 Trident-Raketen. Jede einzelne dieser Raketen ist mit 40 nuklearen Sprengköpfen bestückt, von denen jeder die sechsfache Kraft der Hiroshima-Bombe haben soll. Ein versehentlicher Treffer hätte nicht unbedingt eine Atomexplosion ausgelöst, wohl aber zu einer massiven radioaktiven Verseuchung geführt.
Drei Wochen lang wurde der Vorfall vor der Küste Floridas geheim gehalten. Auch in Demokratien gilt beim Militär: Was sich verheimlichen lässt, wird verheimlicht, was sich nicht verheimlichen lässt, wird verharmlost und heruntergespielt. Nur Dank kritischen Journalismus wurde der hochriskante Unfall und die Beinahe-Katastrophe jetzt bekannt. Das Militär versucht, den gefährlichen Unfall als Patzer herunterzuspielen.
Der aktuelle Unfall erinnert an den letzten britischen Atomraketentest im Jahr 2016. Er endete in einem Fiasko, das zu einem Atomkrieg hätte führen können. Damals war geplant gewesen, dass das U-Boot HMS Vengeance eine Rakete von einer Unterwasser-Position im Nordatlantik Tausende von Kilometer weit in den Südatlantik schießen sollte. Kaum aus dem Ozean aufgetaucht, änderte die Rakete aber den ihr vorgegebenen Kurs. Statt in Richtung Süden begann sie nach Westen, zur nahen US-Küste hin, zu fliegen. Die USA mögen es überhaupt nicht, wenn Raketen in ihre Richtung fliegen. Noch im Flug wurde sie in aller Eile gesprengt.

Der Unfall und die Beinahe-Katastrophe werfen ein grelles Licht auf die aktuelle Debatte um mehr Atomwaffen für Europa und zeigen das mörderische Risiko dieser Technologie. Mit unglaublich viel Glück haben wir die Broken Arrow-Unfälle und Beinahe-Katastrophen der letzten Jahrzehnte überlebt. Mit den heute vorhandenen Atomwaffen lässt sich die Menschheit mehrfach vernichten und dafür braucht es keinen Krieg. Ein dummer menschlicher oder technischer Fehler genügt.

Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein

Der französische Stromkonzern EDF will nahe der deutschen Grenze eine Verwertungsanlage für leicht radioaktiv belasteten Schrott bauen. Von deutscher Seite gibt es viel Kritik an dem Vorhaben.

Der französische Stromkonzern EDF will eine Verwertungsanlage für schwach radioaktiv belasteten Schrott am elsässischen Standort Fessenheim einrichten. Der Schrott soll aus Atomanlagen kommen. Fessenheim liegt nur wenige Kilometer hinter der Grenze zu Deutschland. Darum soll bei dem mehrstufigen Verfahren zur Genehmigung auch die Öffentlichkeit im benachbarten Deutschland eingebunden werden, teilte eine EDF-Sprecherin mit. Denn in Deutschland gibt seit langem Kritik an dem Industrievorhaben. EDF will die Verwertungsanlage ("Technocentre") auf einem bisher ungenutzten Areal des Standorts 2031 in Betrieb nehmen.

Das Atomkraftwerk Fessenheim südöstlich von Colmar war 2020 nach 42 Betriebsjahren stillgelegt worden. Der Rückbau soll voraussichtlich 2026 beginnen. Für das Jahr 2027 erwartet das Regierungspräsidium Freiburg dann die grenzüberschreitende Öffentlichkeitsbeteiligung ("Enquête publique"), wie eine Sprecherin berichtete. Bürgerinnen und Bürger sowie Behörden könnten sich dann beteiligen.

"Das Regierungspräsidium Freiburg wird das Genehmigungsverfahren für das Technocentre sehr aufmerksam verfolgen und die Interessen der deutschen Seite im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung in das französische Verfahren einbringen", so die Sprecherin. Die baden-württembergische Landesregierung machte im zurückliegenden Jahr deutlich, dass sie - wie die Bundesregierung - die Pläne von EDF für ein Technocentre "bedauert".

Kritik von mehreren Seiten

Gegen das Technocentre gibt es seit Jahren viel Kritik: Umweltschützern befürchten etwa, dass Radioaktivität in wiederverwerteten Metallen auftritt. Das Freiburger Regierungspräsidium sieht bei dem Projekt immerhin einen Lichtblick. EDF habe bei einem Termin im Dezember mitgeteilt, dass Schiffe mit ausgebauten Dampferzeugern aus anderen Kernkraftwerken am Rheinseitenkanal auf Höhe der elsässischen Kommunen Nambsheim oder Ottmarsheim anlanden werden. Eine Belastung, die mit dem Umladen verbunden ist, sei damit für die deutsche Grenzstadt Breisach vom Tisch.

Und trotzdem: "Wenn nun der Schrott aller Kernkraftwerke aus Europa oder Frankreich bei ihnen mit großen Containern vorbeitransportiert wird, ist es nicht das, was sich die Region gewünscht hat", hatte Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer bereits zu den Transporten gesagt.

Frankreich setzt auf Atomkraft

Fessenheim hat eine Bedeutung, die weit über die Oberrheinregion hinausreicht: Deutschland und Frankreich schrieben sich gemeinsam auf die Fahnen, bei der Nutzung des Gebiets rund um das AKW zusammenzuarbeiten. Das Vorhaben gehört zu einer von Berlin und Paris fest vereinbarten Liste, um den Aachener Vertrag für die deutsch-französische Zusammenarbeit umzusetzen. Der neue Vertrag war im Januar 2019 von Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron und der damaligen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) unterschrieben worden.

Eine deutsch-französische Firma für einen Gewerbepark beim stillgelegten Atomkraftwerk wurde jedoch wieder aufgelöst - wegen Umweltschutzauflagen stand letztlich nur ein begrenztes Gelände zur Verfügung. Die Landesregierung versicherte aber, sich weiter für den Fessenheim-Zukunftsprozess einzusetzen.

Frankreich setzt im Gegensatz zu Deutschland auf die Atomkraft, und will damit auch Klimaschutzziele erreichen. Geprüft wird nach früheren Angaben der Bau von 14 neuen Atomkraftwerken bis zum Jahr 2050. Zudem soll die Laufzeit bestehender Kraftwerke von 40 auf 50 Jahre erhöht werden - wenn die Sicherheit dies zulässt.

Donnerstag, 20 Juli 2023 10:33

Kommt die Atomkraft zurück nach Fessenheim?

Von Bärbel Nückles

Fessenheims Bürgermeister bewirbt sich offensiv für einen der neuen, in Frankreich geplanten Mini-Reaktoren. Er ist sich zudem sicher, dass eine Anlage zum Rückbau von Nuklearanlagen bei ihm errichtet wird.

Für Claude Brender war das Atomkraftwerk in Fessenheim stets ein Garant für Steuereinnahmen, Arbeit und Wohlstand. Man erinnert sich: In Fessenheim lief bis zur endgültigen Stilllegung im Juni 2020 Frankreichs ältestes noch betriebenes AKW, Baujahr 1977. Die Abschaltung, wird Brender, Bürgermeister von Fessenheim, bis heute nicht müde zu betonen, geschah "vorzeitig". "Wenn Frankreich nun einen neuen Anlauf in der Atomindustrie nimmt, dann muss Fessenheim dabei sein", findet der Bürgermeister der elsässischen Gemeinde jenseits des Rheins.

Kehrt die Atomenergie, wie André Hatz von Stop Fessenheim befürchtet, durch die Hintertür zurück? In einer Diskussion im regionalen Fenster des Privatsenders BFMTV saßen sich Hatz und Brender vor wenigen Wochen gegenüber. Es war wie in Zeiten vor der Stilllegung des AKW vor drei Jahren. Brender lobte die Atomkraft als klimafreundliche Zukunftstechnologie und nannte Hatz einen Ewiggestrigen. Hatz verwies auf die hohen Kosten für die Entwicklung und den Bau neuer Reaktoren und hielt Brender vor, er habe Jahre verschlafen, in denen er sich geweigert habe, der Stilllegung ins Auge zu sehen und die Zeit danach wirtschaftlich vorzubereiten.

André Hatz berichtet, wie offensiv die Politik nun Fessenheim als neuen AKW-Standort ins Spiel bringt. Weil man in Jahrzehnten gelernt habe, sagt er, dass sich von den Steuereinnahmen gut leben lässt. "Der französischen Atomindustrie hätte jedenfalls nichts Besseres passieren können, als dass Leute wie Brender die Lobbyarbeit erledigen", sagt Hatz. Sein Verweis auf den Aachener Vertrag, in dem sich Deutschland und Frankreich auf ein nachhaltiges Projekt für die Zeit nach dem AKW-Aus für Fessenheim verpflichtet hätten, verhallt. Atomkraft gleich klimaneutral, das ist französische Doktrin.

Seit die Regierung in Paris den Bau neuer Reaktoren vom Typ Small Modular Reactor (SMR) beschlossen hat, hat der Bürgermeister keine Zeit verloren und ist persönlich im Energieministerium vorstellig geworden. Es geht um zwei der Mini-Reaktoren mit einer Leistung von zusammen 340 Megawatt – also fünfmal weniger als die abgeschalteten 900-MW-Reaktoren aus den 1970er Jahren. Vor Ort verfügt der AKW-Betreiber Electricité de France (EDF) über ausreichend Fläche. 15 Hektar sind es neben dem abgeschalteten AKW, wenn auch inzwischen von dichtem Auwald überwuchert: EDF wollte damals zwei weitere Reaktoren bauen.

Referenzanlage für Mini-Reaktoren geplant


Zu möglichen Standortplänen für die Mini-Reaktoren äußerte der Konzern gegenüber der Tageszeitung Le Monde, dass der Bau einer "Referenzanlage" 2030 angestrebt werde. Die Liste der potenziellen Standorte werde gerade erarbeitet. Ob Fessenheim darin eine entscheidende Rolle spielen könnte, wird nicht kommentiert.

Raphael Schellenberger, konservativer Abgeordneter von Les Républicains für den Haut-Rhin, sagt im Gespräch mit der Badischen Zeitung, dass er Ende Juni gemeinsam mit Claude Brender mit dem Verantwortlichen für die neue Atompolitik aus dem zuständigen Ministerium in Paris sprechen werde. Wie der Bürgermeister von Fessenheim hält auch Schellenberger die Stilllegung des elsässischen AKW für einen historischen Irrtum. "Unsere Botschaft ist jedenfalls, dass wir bereit sind, im Bereich Fessenheim neue Reaktoren zu bauen", betont Schellenberger. Die Entwicklung der Modularen Reaktoren sei allerdings noch nicht so weit vorangeschritten, dass man dazu konkreter werden könne.

Claude Brender: Fessenheim hat den Zuschlag


Präziser werden er wie Brender bei einem anderen Vorhaben der EDF, dem Technocentre, einer Einschmelzanlage für Metall aus dem Rückbau von Nuklearanlagen, das nach der Dekontaminierung anschließend etwa für industrielle Zwecke eingesetzt werden kann. Weder den elsässischen AKW-Gegnern noch auf deutscher Seite gefällt dieses Vorhaben der EDF, das im Februar 2019 erstmals von Frankreich präsentiert wurde. So hatte man sich das "Zukunftsprojekt Fessenheim" nicht vorgestellt.

Anfangs schien noch Tricastin im Rhonetal, ein anderer AKW-Standort in Frankreich, dafür im Rennen zu sein. Die EDF ließ 2020 verlauten, dass eine Entscheidung 2023 fallen werde. Claude Brender sagt, sein Stand sei, dass Fessenheim den Zuschlag habe. Noch vor der Sommerpause, werde EDF das Vorhaben im Rat der zuständigen Verbandsgemeinde Pays Rhin-Brisach präsentieren. Nach einem Antragsverfahren rechne er 2026 mit der Erteilung der Baugenehmigung, also etwa zeitgleich, wenn der eigentliche Rückbau des AKW beginnen soll.

Auch was die Sprecherin der EDF in Fessenheim auf Nachfrage zum Thema Technocentre äußert, weist in diese Richtung. "Der derzeit bevorzugte Standort befindet sich auf dem Reservegrundstück der EDF neben dem AKW Fessenheim", sagt Delphine Rorive. Zudem habe der französische Gesetzgeber inzwischen die rechtliche Grundlage für eine Weiterverwertung schwach radioaktiver AKW-Altmetalle geschaffen, ohne die der Bau eines Technocentre nicht möglich wäre.

Raphael Schellenberger geht ebenfalls davon aus, dass in Fessenheim die Recyclinganlage gebaut wird. "Im Übrigen brauchen wir eine solche Anlage in Frankreich", betont der Abgeordnete, andere Länder hätten das auch. Schellenberger, der auch Präsident der Fessenheim-Informationskommission ist, hat mit einer Abordnung dieses Gremiums jüngst das baden-württembergische AKW Philippsburg besucht, dessen Rückbau seit 2017 läuft. Schellenberger verteidigt die Pläne für ein Technocentre in Fessenheim: "In Philippsburg geschieht im Zuge des Rückbaus genau dasselbe."

Die geplante Freisetzung des Wassers habe "vernachlässigbare" Auswirkungen auf die Umwelt, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi vor Journalisten in Tokio. Dies gelte für Meerwasser, Fische und Sedimente. Zuvor hat der Atomexperte Japans Regierungschef Fumio Kishida den Abschlussbericht seiner Behörde zu den Entsorgungsplänen für das Kühlwasser überreicht. 

Die japanische Regierung will die Bewertung der IAEA nach eigenen Angaben zunächst studieren, bevor sie eine endgültige Entscheidung über den Zeitpunkt der Wassereinleitung ins Meer trifft. Sie will mit der Entsorgung im Pazifik noch diesen Sommer beginnen. 

Super-GAU nach Erdbeben

Ein schweres Erdbeben und ein Tsunami hatten am 11. März 2011 einen Super-GAU am japanischen Atomkraftwerk Fukushima Daiichi ausgelöst. Mehr als zwölf Jahre nach der Kernschmelze müssen die zerstörten Reaktoren weiter mit Wasser gekühlt werden. Durch einsickerndes Regen- und Grundwasser nimmt die Menge verstrahlten Wassers täglich zu. In rund 1.000 Tanks lagern inzwischen mehr als 1,3 Millionen Tonnen davon. 

Dem Betreiber Tepco zufolge fehlt bald der Platz zur Lagerung des Kühlwassers. Die japanischen Behörden wollen das Wasser deshalb durch einen rund einen Kilometer ins Meer ragenden Tunnel gefiltert und verdünnt ins Meer verklappen.

Protest von Umweltschützern

Die Pläne sind hochumstritten. Protest kommt von japanischen Umweltschützern sowie Fischern und Ländern wie China, Neuseeland und Südkorea.

Von Ruth Seitz

Das Atomkraftwerk in Fessenheim ist seit drei Jahren abgeschaltet. Doch für Axel Mayer ist die atomare Gefahr am Ober- und Hochrhein weiterhin real und groß.

Seit drei Jahren ist das Kernkraftwerk Fessenheim endgültig vom Netz, doch die atomare Bedrohung am Oberrhein bleibe, betonte Axel Mayer, Umweltaktivist, Grünen-Kreisrat und langjähriger BUND-Geschäftsführer, bei der Mahnwache zum Jahrestag der Abschaltung des AKW am Freitagabend auf dem Endinger Marktplatz vor rund 20 Teilnehmern. Die Umwelt- und Anti-Atombewegung in Südbaden könne sich keineswegs zurücklehnen und auf alten Erfolgen ausruhen. Mayer verglich die Pro-Atom-Kampagnen im Zuge des Atomausstiegs mit der einstigen Filbinger-Warnung, wonach das Licht im Land ausgehe, wenn das AKW Wyhl nicht gebaut werde. Mayer: "Angst-Kampagnen wirken besser als Aufklärung." Der mühsam erkämpfte Ausstieg sei der Einstieg in die erneuerbaren Energien gewesen. Gegen die Macht der "atomar-fossilen Seilschaften" müsse die Anti-Atombewegung die Klimaschutzbewegung noch stärker unterstützen und die Energiewende durchsetzen. Letztlich sei das alles ein Kampf um das Energieerzeugungsmonopol.

Auch was das gerade mal 28 Kilometer Luftlinie vom Kaiserstuhl entfernte Fessenheim betreffe, dürfe die Wachsamkeit nicht nachlassen, warnte Mayer angesichts des dort geplanten Technocentre. Die EdF plane den Bau einer Recyclinganlage für atomaren Müll. Die sei zwar vom Gefahrenpotential her nicht mit einem AKW im Betrieb zu vergleichen, doch die EdF habe nie auf den Standort am Rhein verzichtet. Das lasse mit Blick auf einen möglichen politischen Machtwechsel in Frankreich Spielraum für Befürchtungen, dass ein neuer Atomreaktor in Fessenheim gebaut werden könnte.

Doch das atomare Risiko am Ober- und Hochrhein häufe sich auch ohne Fessenheim, betonte Mayer mit Verweis auf die Schweiz. In Beznau stehe "das älteste und eines der gefährlichsten Atomkraftwerke der Welt", in Leibstadt laufe ein veralteter Siedewasserreaktor vom Typ Fukushima und die Schweiz betreibe nicht nur ihr Zwischenlager für Atommüll nahe der deutschen Grenze, sondern plane dort auch ihr atomares Endlager. Mayers Fazit: "Der Umwelt- und Anti-Atombewegung am Oberrhein wird es auf absehbare Zeit leider nicht langweilig werden."

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