Montag, 27 Dezember 2021 16:27

Das VERRÜCKTE Technocentre-Projekt in Fessenheim Empfehlung

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Der Verweigerung der elsässischen Abgeordneten 2010 erfuhren die elsässischen Atomkraftgegner, dass die deutschen Unternehmer des Gewerbeparks Bremgarten diesen gern erweitern wollten.

Da letzteren dazu jedoch sowohl Grundstücke als auch Arbeitskräfte fehlten, wünschten sie, gegenüber linksseitig des Rheins, also direkt neben Fessenheim einen deutsch-französischen Gewerbepark zu errichten.

Im Zusammenhang mit der angekündigten Stilllegung des Atomkraftwerks und deren unvermeidlichen Auswirkungen auf Arbeitsplätze war das eine hervorragende Gelegenheit, die zu ergreifen war. Auch haben die Antiatom-Vereinigungen verschiedene Abgeordnete der (Anm: elsässischen) Region um Fessenheim darauf angesprochen. Leider haben diese regionalen Politiker sich verweigert: Sie blendeten die unvermeidliche Stilllegung des Atomkraftwerks Fessenheim kategorisch aus, weil sie nur kurzfristig dachten, und haben zurückgewiesen, die Machbarkeit eines solchen binationalen Gewerbeparks zu prüfen. Nur ein einziger Abgeordneter des „Haut-Rhin“ folgte der Einladung von „Stop Fessenheim“: er traf sich mit deutschen Unternehmern und war am Ende des Treffens auch von dem Projekt überzeugt. Aber auch er schaffte es nicht, die Abgeordneten aus dem Umfeld Fessenheims dafür zu gewinnen, da jene es vorzogen, sich mit einer parteiischen Logik zu verschanzen. Daraufhin haben die Vereine das Projekt „deutsch-französischer Gewerbepark“ und auch andere Vorschläge für die sozio-ökonomische Zukunft des Gebiets ausgearbeitet und dem Präsidenten der Republik vorgelegt.

Als Francis Rol-Tanguy zum interministeriellen Beauftragten für die Stilllegung des Atomkraftwerks Fessenheim und die Umwandlung des Standortes ernannt wurde, haben die Atomkraftgegner ihm die Vorschläge in allen Einzelheiten erläutert. Und trotzdem hat sich wieder nichts weiterbewegt! Die Aufnahme ins „Projet de Territoire“ (Raumprojekt) von Fessenheim In einer Sitzung in der Präfektur des „Haut-Rhin“ am 19.01.2018 wurden die Atomkraftgegner endlich von Martin Guespéreau angehört, dem Stabschef von Sébastien Lecornu (Anm.: Staatssekretär des damaligen Umweltministers Nicolas Hulot). Seitdem gelang es den Regierungsverantwortlichen, die Berücksichtigung dieses deutsch-französischen Gewerbeparks im Begleitausschuss durchzusetzen: in Bremgarten fand eine Besichtigung staatlicherseits statt. Und die Perspektive eines deutsch-französischen Gewerbeparks wurde in das sehr offizielle (Anm.: grenzüberschreitende) „Projet de Territoire“ (Raumprojekt) zu Fessenheim aufgenommen.

 

Ein Schulungs-Labor für den Rückbau

Der Rückbau des Atomkraftwerks Fessenheim ist notwendig, weil es in einer Erdbebenzone und auch 8,50 m unterhalb des Rhein-Seiten-Kanals liegt. Der Rückbau des Atomkraftwerks Fessenheim ist notwendig, weil es in einer Erdbebenzone und auch 8,50 m unterhalb des Rhein-Seiten-Kanals liegt. Nicht alle Wissenschaftler sind davon überzeugt, dass man Atomkraftwerke zurückbauen sollte. Denn das Zerkleinern der Bauteile setzt zahlreiche radioaktive Partikel frei und erhöht so die Risiken.

Andere bevorzugen eine unterirdische Lagerung am Standort. Dann müsste vor allem die Bevölkerung (jene, die mehrere Jahrzehnte lang vom Geldsegen profitierte) in der Nachbarschaft von Atomanlagen weiterleben, für immer verstrahlt... Aber in Fessenheim steht das Atomkraftwerk in einer besonderen Erbebenzone und liegt 8,50 m unter dem Niveau des Rhein-Seiten-Kanals (Grand Canal d’Alsace). Von diesem ist es nur durch einen Deich getrennt, dessen Festigkeit über mehrere Jahrhunderte niemand garantieren kann. Wenn sich eine Atommülllagerung unter der Erdoberfläche verbietet, ist der Rückbau erforderlich

JA zur Rückbau-Laborschule

• damit die Nahregion für mehrere Jahrzehnte an
den Arbeitsplätzen teilhat
• um den Standort Fessenheim so gut wie möglich
zu dekontaminieren
• um für die so sehr erwartete Energiewende ein
starkes politisches Zeichen zu setzen
• um Fachleute auszubilden, die möglichst risikoarm
arbeiten
• um Verfahren zu entwickeln, die für den Atomausstieg unentbehrlich sind
• um die physikalischen Veränderungen des Stahls
nach über 40-jährigem Neutronenbeschuss zu
beob achten und zu messen und den tatsächlichen
Sprödbruch-Punkt festzustellen
• um die wahre Höhe der Kosten für den Rückbau
der Reaktoren (Serie 900 MW) zu beziffern und in
der Folge vom Betreiber (Anm.: EDF) zu verlangen,
die finanziellen Rücklagen dazu anzupassen

• und um das Elsass schließlich endgültig von der
Atomenergie zu befreien.

Kein laufender Rückbau kann für den französischen Atomkraftpark so repräsentativ sein wie der von Fessenheim.

In Frankreich sind bisher nur einige ganz kleine Reaktoren (wie z.B. derjenige der Universität Strasbourg) komplett zurückgebaut worden. Die anderen begonnenen Rückbau-Arbeiten ziehen sich quasi ewig hin (denn die Technologien sind nicht mehr aktuell) und sind nicht repräsentativ für den heutigen Atomkraftpark:

  • Brennilis hat einen Gas-Schwerwasser-Reaktor (HWGCR). Sein 1985 begonnener Rückbau wird sich noch lange hinziehen!
  • Bei Chinon A1-A2-A3 und Bugey 1 handelt es sich um 4 Graphit-Gas-Reaktoren (UNGG).
  • Beim Super-Phénix ist es ein Natrium-gekühlter Schneller Brüter (RNR).
  • Und selbst der Druckwasserreaktor von Chooz A (in den Ardennen, REP - PWR) ist nicht wirklich repräsentativ, weil er in einer Kaverne liegt und mit seinen 305 MW deutlich kleiner ist als alle anderen Reaktoren (880 MW bis 1450 MW). Es ist also daher klar, dass das Atomkraftwerk Fessenheim, Prototyp als Druckwasserreaktor (PWR) und als erster zur Abschaltung vorgesehen, der KraftwerksPrototyp für den Rückbau werden könnte ... zum damit Schule machen! Auf der Grundlage dieser Feststellung haben unsere Vereinigungen schon 2011 der Regierung vorgeschlagen, Fessenheim zur Rückbau-Laborschule zu machen.

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Hinweis der deutschen Mitherausgeber:

Das geplante Technocentre würde radioaktive Abluft und Abwässer in die Umgebung abgeben und somit auch die deutsche Seite belasten. Es gilt also "Wachsam bleiben"
gemeinsam mit den Organisationen aus dem Elsass. Bitte sich informieren
bei den Vereinigungen. Gedruckte Fassungen der Broschüre ggf. gegen Unkostenbeitrag, solange vorrätig. Spenden sind erbeten für alle hierunten genannten Vereinigungen, Konto: siehe Webseiten

 

Diese Broschüre ist eine Übersetzung des französischen Originals, letzteres veröffentlicht von CSFR Comité de Sauvegarde de Fessenheim et dela Plaine du Rhin, Stop Fessenheim, Alsace Nature und Stop Transports Halte au nucléaire,

Kontakt: www.stop-fessenheim.org.

Vorlage: Franck
Dautel und André Hatz, 2019. Zu den Abbildungsrechten auf Nachfrage.

Übersetzung ins Deutsche:
Helma Hein, Dr. Georg Löser, Ilse Martin.
Redaktion der deutschen Fassung:
Dr. Georg Löser.
Satz der deutschen Fassung:
Klaus-Dieter Käser (office-care.ch)

 

Mitherausgeber der deutschen Fassung (2021):

ECOtrinova e.V., bei Treffpunkt Freiburg e.V., Schwabentorring 2, 79098 Freiburg, ecotrinova.de

ideell mit

 

Gelesen 4758 mal Letzte Änderung am Dienstag, 28 Dezember 2021 15:46